Astronomen rätseln über einen kürzlich vom chinesischen Weltraumteleskop Einstein Probe entdeckten kosmischen Blitz mit der Bezeichnung EP241107a. Dieser schnelle Röntgentransient (FXT), der nur Stunden dauerte und mit immenser Helligkeit in weichen Röntgenstrahlen seinen Höhepunkt erreichte, warf ein faszinierendes Rätsel auf: Was verursachte diesen kurzen Energieausbruch? Während FXTs aufgrund ihrer unvorhersehbaren Natur bekanntermaßen schwer zu lokalisieren sind, liefert eine neue Studie überzeugende Beweise, die auf einen Gammastrahlenausbruch (GRB)-Ursprung hinweisen.
FXTs bleiben ein Rätsel. Diese intensiven, aber flüchtigen Ausbrüche weicher Röntgenstrahlung könnten durch verschiedene astronomische Ereignisse entstehen – Sternausbrüche, Supernova-Schockwellen oder sogar den explosiven Todeskampf massereicher Sterne, die als lange GRBs bekannt sind. Das Verständnis ihrer Ursprünge ist entscheidend, um die gewalttätigen Prozesse aufzuklären, die im gesamten Universum ablaufen.
Das Weitfeld-Röntgenteleskop (WXT) der Einstein-Sonde erfasste EP241107a erstmals am 7. November 2024. Ein Gegenstück im sichtbaren Licht wurde schnell identifiziert, was es Astronomen ermöglichte, den Transienten zu lokalisieren und mit bodengestützten Teleskopen wie dem GROWTH-India Telescope und dem Himalayan Chandra Telescope tiefer in seine Eigenschaften einzutauchen.
Die Beobachtungen zeichneten ein komplexes Bild. EP241107a sendete neben Röntgenstrahlen auch Radiowellen aus. Seine Rotverschiebung, die die Entfernung von der Erde angibt, wurde mit 0,457 gemessen. Entscheidend ist, dass die maximale Röntgenleuchtkraft des Transienten (3,4 Quindezillionen Erg/s) die typischen Erwartungen für Supernova-Schockausbrüche in den Schatten stellte, was auf ein stärkeres Ereignis schließen lässt. Auf den ersten Ausbruch folgte ein Nachleuchten abnehmender Röntgenemission, das etwa eine Stunde dauerte. Weitere Analysen ergaben, dass die Heimatgalaxie von EP241107a über eine gewaltige Sternmasse von zwei Milliarden Sonnen verfügte und eine moderate Sternentstehungsrate aufwies.
Die Forscher verglichen diese Eigenschaften – insbesondere die Radio- und optischen Lichtkurven – mit anderen bekannten kosmischen Transienten, einschließlich denen, die von GRBs erzeugt werden. Die auffälligen Ähnlichkeiten führten sie zu dem Schluss, dass EP241107a am ehesten mit dem Verhalten übereinstimmt, das von einem GRB-Nachleuchten erwartet wird.
Dies war jedoch kein typischer, gleißend heller Gammastrahlenausbruch. Bemerkenswerterweise fehlte während des Ereignisses jeglicher direkter Nachweis von Gammastrahlen. Darüber hinaus deuten die beobachteten Merkmale auf einen ungewöhnlichen Blickwinkel hin – man sieht im Wesentlichen die „Seite“ der Explosion und nicht direkt in den Lauf hinein. Diese Kombination deutet auf einen relativ schwachen GRB hin, bei dem die starke Energiefreisetzung nicht in intensive Gammastrahlen gebündelt wurde, die die Erde leicht erreichen.
Während weitere Beobachtungen erforderlich sind, um die GRB-Hypothese endgültig zu bestätigen, liefert diese Studie überzeugende Beweise für ein äußerst energiereiches und seltenes kosmisches Ereignis. Es unterstreicht auch die Kraft der Multiwellenlängen-Astronomie, die Geheimnisse zu entschlüsseln, die in diesen flüchtigen Lichtblitzen über weite interstellare Entfernungen verborgen sind.
